11.09.2016

Phubbing - Die Dauerbeschäftigung mit dem Smartphone

Dreamstime © Yuri_arcurs

Dienstag morgen, Besprechungstermin mit der neuen Kollegin. Sie kramt in ihrer Tasche und holt ihr Smartphone raus und legt es vor sich auf den Tisch. Es vergehen keine zwei Minuten, da ist auch schon ein schrilles Pfeifen zu hören. Sie schaut auf das Gerät, entschuldigt sich und schreibt eine Mitteilung. Diese Situation wiederholt in der zweistündigen Besprechung tatsächlich mehrfach. „Das Smartphone habe ich immer dabei, es könnte ja was passieren“, meinte sie anschließend. Kennen Sie das auch? Wie gehen Sie damit um?


Vor einiger Zeit erzählte mir eine Kundin: "Ich hatte mich mit einer Bekannten verabredet. Die Unterhaltung stockte jedesmal, als alle paar Minuten ein hoher Pfeifton ertönte und signalisierte, dass sie eine Nachricht erhalten habe. Deshalb schaute sie wohl ständig auf ihr Smartphone und an den Empfänger zurück tippte. Meine Bekannte sagte nur, dass ihr Partner noch dieses und jenes wissen wollte. Es sei zwar nicht so wichtig, aber..." Meine Kundin fragte sich im Nachhinein, warum ihre Bekannte das nicht nach der Verabredung klärt. Schließlich sehen die beiden sich in wenigen Stunden wieder.

 

Kennen Sie auch solche Situationen? Mittlerweile gibt es für ein solches Verhalten auch einen Begriff: Phubbing. Es ist eine Angewohnheit sich mit dem mobilen Telefon zu beschäftigen, während man die Menschen, mit denen man gerade gesellschaftlich verkehrt, „vernachlässigt“. (Quelle: Wikipedia)

Das Wort Phubbing setzt sich aus zwei Wörtern zusammen, in die Welt gesetzt hatte es eine australische Werbeagentur. „phone“ steht für Telefon und „snubbing“ bedeutet „vor den Kopf stoßen, brüskieren“

 

Im zwischenmenschlichen persönliche Umgang, beruflich wie privat, ist das Motto „Mensch kommt vor Technik“ nach wie vor aktuell. Wer jedoch lieber „phubben“ möchte, dem ist die digitale Nachricht auf dem Smartphone wohl wichtiger als der reale Mensch gegenüber. Wissenschaftler der Universität Bonn fanden heraus, dass die Menschen sich durchschnittlich täglich zweieinhalb Stunden mit dem Smartphone beschäftigen und dabei über achtzig Mal am Tag auf das Smartphone-Display schauen. Erschreckend, oder?

Auch wurde erkannt, dass sich übermäßiger Smartphone-Konsum sich negativ auf die Leistungsfähigkeit und Gesundheit auswirkt. Übrigens, die ganz jungen Menschen gehen nämlich in vielen Fällen verantwortungsbewusster mit den digitalen Geräten um. Sie beschäftigen sich zwar viel mit dem Smartphone, sind allerdings durchaus in der Lage das Gerät mal wegzulegen.

 

Woran erkennen Sie Phubbing? 

Liegt das Smartphone immer auf dem Tisch oder hält Ihr Gesprächspartner das Gerät ständig in der Hand?Auch wenn Ihr Gesprächspartner zwar mit Ihnen redet, den Blick jedoch ans Smartphone gefesselt hat.Sobald Gesprächspausen entstehen, nimmt Ihr Gegenüber sein Smartphone in die Hand.

 

Tabuzone Smartphone

In Krankenhäusern, auf Friedhöfen, im Flugzeug, Arztpraxen, Kino und Theater, auch in Museen sowie in Bibliotheken herrscht absolutes Smartphone-Tabu! Das gilt auch für das WC! Wie, das wussten Sie nicht? 

 

Und wenn es doch mal wichtig ist…

Was für die Handbenutzung "damals" galt, ist in der heutigen Zeit immer noch aktuell: Diskretion ist alles, denn schließlich braucht niemand mitzukriegen mit wem Sie telefonieren und worum es geht. Achten Sie auf eine angemessene Lautstärke. Gerade wenn die Verbindung schlecht ist, reden wir oft lauter als uns das bewusst ist. Und wer will schon seine Mitmenschen auf diese Art unterhalten? Bieten Sie lieber einen zeitnahen Rückruf an.

 

Anwesende vor Abwesenden

Immer für die Kunden erreichbar sein ist sicherlich ein guter Gedanke. Jedoch, wenn Sie im persönlichen Gespräch mit einem Geschäftspartner sind, hat der persönliche Kontakt immer Vorrang. Wozu gibt es eine Voicemail oder Mailbox? Eingehende Anrufe können dort eine Nachricht hinterlassen. Achten Sie darauf, dass Sie zeitnah zurückrufen

 

Gehört das Smartphone an den Arbeitsplatz?

Mittlerweile ist in vielen Firmen die private Nutzung des Smartphones in einer Dienstvereinbarung geregelt. Darin sind auch die Konsequenzen, die sich aus einer Missachtung ergeben, festgelegt. Schließlich zahlt Ihr Arbeitgeber Ihr Gehalt für die Arbeitsleistung und nicht, dass Sie die Zeit für sich privat nutzen.

 

Manche Unternehmen verbieten die Nutzung des privaten Smartphone gänzlich. Diese Regelung ist in innovativen wie konservativen Firmen anzutreffen. Was Sie jedoch in Ihrer Pause unternehmen, ist Ihre private Angelegenheit.

 

Natürlich gibt es auch eine ganze Reihe Firmen, die die private Smartphone-Nutzung tolerieren. Allerdings soll das kein Freifahrtsschein für Phubbing sein.Wenn Sie Ihr mobiles Gerät nämlich nur in Ausnahmesituationen nutzen, fällt das sicherlich positiv auf.

 

Hier in Deutschland gibt es eben keine einheitliche Regelung. Wen wunderts? Schließlich kennen wir ja auch  aus vielen anderen Situationen.

 

Smartphone im Meeting: An oder aus?

Mal ehrlich: Konzentrieren Sie sich eher auf das Meeting oder auf Ihr Smartphone? Natürlich gibt es immer Situationen, wo ein wichtiger Kunde anruft. Es reicht, ein paar Regeln zu beachten:

Lassen Sie das Smartphone in Ihrer Tasche und schalten die akustischen Signale aus. 

Nutzen Sie die Pausen, um eingegangene Nachrichten abzuhören bzw. zu lesen.

Wenn Sie einen dringendenAnruf erwarten, sagen Sie vor Beginn des Meetings Bescheid. Verlassen Sie zum Telefonieren den Raum unauffällig.

 

Phubbing abgewöhnen - geht das?

Statt ständig auf das Smartphone zu schauen, um festzustellen wie spät es ist, kaufen Sie sich lieber eine schöne Armbanduhr.

Lassen Sie das mobile Gerät im Büro in der Tasche. Parken Sie das Gerät vom Arbeitsplatz so weit weg, dass Sie aufstehen müssen, um drauf zu schauen. 

Schalten Sie Ihr Gerät in der Arbeitszeit aus, auch wenn es schwerfällt. Erlauben Sie sich auch in Ihrer freien Zeit einen Offline-Abend. Glauben Sie mir, auch nach einer „Smartphone-freien-Zeit“ ist die Welt noch dieselbe.

 

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg im Arbeitsalltag. Wenn Sie mehr zum Office-Knigge wissen möchten, empfehle ich Ihnen meine offenen Etikette-Seminare im Herbst.