29.01.2017

Chinesisches Neujahr: Das Jahr des Feuer-Hahns beginnt -- Knigge-Tipps China

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So rational die Deutschen sind, so rational wird auch Silvester gefeiert: Der 31. Dezember ist Silvester und der erste Januar ist Neujahr. So ist es Jahr für Jahr. Ein paar Böller, etwas Sekt zum Anstoßen und das war‘s.  Doch wie wird in China Neujahr gefeiert? 


In Asien, vielmehr in China sieht der Jahreswechsel anders aus - komplizierter. Das Datum des Jahresanfangs variiert. Das liegt daran, dass sich dort nach dem Lunisolarkalender orientiert wird. Der hat zwar auch zwölf Mondmonate, jedoch sind diese nur zwischen 29 und 30 Tage lang. Somit hat ein chinesisches Jahr nur 354 Tage statt wie bei uns 365 Tage. Die Chinesen schalten zum Ausgleich Schaltmonate ein. Deshalb fällt das chinesische Neujahrsfest auf den zweiten Mond nach der Wintersonnenwende, also zwischen dem 21. Januar und dem 20. Februar. Auch wenn noch Winter ist, nennen die Chinesen diese Ferien einfach „Frühlingsferien“ (春节 chūnjié /chwnn-jyeah).

Das Frühlingsfeste wird nicht nur in China gefeiert, sondern auch in Singapur, Indonesien, Vietnam, Korea, Malaysia und auf den Philippinen. Das Feuerwerk ist weltweit das größte, denn China produziert ca. 90 Prozent davon!

 

Mehrere Tage dauern die Vorbereitungen an. Diese Vorbereitungen sind mit vielen Ritualen verbunden: Das Haus wird mit Bambus gesäubert, der Küchengott wird mit süßem Reis bedacht und überall werden rote Lampen, Girlanden und Bänder aufgehangen. Die Chinesen reisen zu Ihren Familien und begrüßen das neue Jahr über mehrere Tage. Neben Festmahl gibt es auch genug Feuerwerk. Chinesen sind sehr traditionsbewusst, deshalb spielen viele Bräuche auch heutzutage immer noch eine wichtige Rolle. Tabu sind Bücher- und Schuhkauf. Das hängt damit zusammen, dass diese Begriffe klingen wie böse, schlecht oder auch Unglück. Auch das Haare schneiden ist an diesen Tagen ein Tabu-Thema, da die Bezeichnung fast gleich klingt wie der Begriff Wohlstand. Logisch, Wohlstand möchte sich niemand abschneiden.

 

Feuer-Hahn

Fast wie bei unseren Horoskopen werden auch in China verschiedenen Tieren Eigenschaften zugeordnet, die das entsprechende Jahr prägen. Der Feuer-Hahn ist ein Mensch, der klare Ansagen macht. Außerdem tritt er als sehr energisch und laut auf. Konflikte kommen nicht nur ans Tageslicht, sondern werden auch überkochen damit sie danach bereinigt werden können. Der Feuer-Hahn hat eine gehörige Portion Streitlust, ist außerdem sehr fleißig, mutig und auch geschäftstüchtig. Sensibilität ist weniger sein Ding, lieber macht er viel Lärm um Nichts. Ihre Glückszahlen sind fünf, sieben und acht. Gold, Gelb und Braun unterstützen ebenfalls ihr glückliches Fortkommen. 

 

 

China wird als Wirtschaftsstandort immer wichtiger. Wer sich nicht auskennt, tritt schnell ungewollt in kulturelle und soziale Fettnäpfchen. Deshalb ist es für China-Reisende besonders wichtig interkulturelle Kompetenz zu entwickeln. Dabei geht es darum ein Gefühl für sein Gegenüber zu bekommen. Allerdings sind auch erwünschte Verhaltensweisen und auch die Bedürfnisse der fremden Geschäftspartner von großer Wichtigkeit. Doch wie hierzulande verhalten sich auch die Chinesen nicht alle gleich. Sehen Sie diesen Artikel als Anhaltspunkt.

 

Das fängt mit der Zugehörigkeit einer Gruppe an. In China steht nicht die einzelne Person, sondern die Gruppe im Vordergrund. Das Wohl der Gruppe wird dadurch über die Wünsche des Einzelnen gestellt. Demnach werden Entscheidungen innerhalb dieser Gruppe getroffen. Fremde werden nicht einfach in diese Gruppen zugelassen. Diese müssen nämlich erst Mal beweisen, dass sie dieses Vertrauen auch verdient haben. Deshalb werden Fremde grundsätzlich skeptisch beäugt. Innerhalb einer Familie sind die Beziehungen eng und auch vertraut. Ältere Menschen sind in der heutigen Zeit allgegenwärtig auf der Strasse anzutreffen. Viele sind aktiv und treiben Sport oder tanzen. Viele betreuen die Kinder oder Enkelkinder. Aufgrund der engen Wohnungen findet das Leben draußen in den Parks statt. 

 

Loyalität - ein Leben lang

Ist das Vertrauensverhältnis jedoch erst einmal aufgebaut, gehört man zu dieser Einheit der Danwei. Die Danwei ist die wichtigste soziale Gruppe der Chinesen, vergleichbar mit einem Schutzwall. Chinesen sind sehr harmoniebedürftig und schützen sich mit dieser Danwei,. Man nennt sie auch Arbeitseinheit. Sie ist die kleinste, jedoch wichtigste soziale Einheit. Das kann zum Beispiel in der Stadt eine Fabrik oder eine Universität sein. Jedes Mitglied erhält von ihr Hilfe. Im Gegenzug bietet jeder allen anderen Mitgliedern seine Unterstützung an und verhält sich loyal.

Wer als Ausländer langfristig Geschäfte machen möchte, sollte ein Teil des Vertrauensnetzwerks werden. Dafür ist viel Zeit im Vorfeld für das Kennenlernen erforderlich, denn China ist eine Beziehungskultur und steht im großen Gegensatz zur westlichen Faktenkultur. Häufige Besuche in China sind selbstverständlich wie auch Gegenbesuche in Deutschland. 

 

Indirekte Kommunikation

Während wir hierzulande direkt die Dinge auf den Punkt bringen, so ist das in China ein großer Fauxpas. Chinesen kommunizieren nämlich eher indirekt, das heißt, direkte oder negative Botschaften sowie Kritik werden nicht offen angesprochen. Sie werden nur angedeutet.  Ein „Gut“ bedeutet in China noch lange nicht, dass es „Gut“ ist. Zum Beispiel wird ein Chinese nicht sagen: „Das gefällt mir nicht“, sonder eher sagt er: „Das gefällt mir gut.“ Ein gesagtes „Gut“ ist im Verhältnis zum gesagten „Ausgezeichnet“ nämlich gar nicht so positiv. Für die Chinesen ist es wichtig immer das Gesicht zu wahren, deshalb werden negative Dinge nur angedeutet. So verhindert er, dass das Gegenüber an Ansehen verliert.

Also, wer nach China reist, sollte sich gründlich vorher überlegen, was er sagt. Negative Botschaften sollten immer abgemildert werden, sonst wird es schnell als Beleidigung aufgefasst. Hören Sie lieber zweimal hin, was Ihr chinesischer Gesprächspartner sagt, denn das was zuerst positiv erscheint, kann eine versteckte Kritik beinhalten, die nicht direkt herauszuhören ist. 

 

Die Position entscheidet - eine klare Hierarchie

Die chinesische Gesellschaft ist viel stärker in klare Hierarchien unterteilt als in Deutschland. Hierarchien gibt es dort nicht nur beruflich, sondern auch im Privatleben: Wer älter ist, steht über einem jungen Menschen. Ein erfahrener Mitarbeiter ist ranghöher als ein Neuling. Männer stehen grundsätzlich über den Frauen. Eine privilegierte Herkunft ist dort mehr wert, als einer weniger-privilegierte. Es heißt nicht umsonst: Es kommt nicht drauf an, was du kannst, sondern wer du bist.

Höher gestellte Menschen zu kritisieren ist im Reich der Mitte undenkbar, auch wenn die höhergestellte Person im Unrecht ist. Würde man dahergehen und diesen Menschen kritisieren, würde er sein Gesicht verlieren. 

 

Vieles ist sicherlich sehr gewöhnungsbedürftig, jedoch erlernbar.